Eltern-Kinder-Konflikte verstehen und mit Mediation lösen
- Marlies Stubits
- 29. Mai
- 4 Min. Lesezeit

In unserer Praxis Mediation 1010 unterstützen wir sehr häufig Eltern und Kinder erfolgreich in der Aufarbeitung und Lösung ihrer, oft schon lang andauernden Konflikte.
Konflikte zwischen Eltern und Kindern können tiefgreifende Verletzungen hinterlassen, besonders wenn der Kontakt ganz abgebrochen ist. Oft leiden beide Seiten still, wollen die Beziehung klären, wissen aber nicht, wie sie den ersten Schritt machen sollen.
In diesem Blogbeitrag beschreibe ich 2 Fallbeispiele, die wir in unserer Praxis gut und nachhaltig lösen konnten. Nach vielen Tagen und Wochen der Überlegung, hatten sich unsere Klient:innen entschieden, mit uns Kontakt aufzunehmen. Am Ende der Mediation haben uns alle Klient:innen versichert, dass sie das schon viel früher hätten tun sollen.
Die Beispiele sind anonymisiert, Vornamen sind zufällig gewählt und auch das Alter der Klient:innen wurde geändert. Es ist mir wichtig diese Fälle vorzustellen, aber gleichzeitig völlige Anonymität und Vertraulichkeit - zwei der wichtigsten Eigenschaften einer Mediation - sicherzustellen.
Fall 1:
Vater und Tochter – Verletzungen und Kontaktabbruch
Anna (25) und ihr Vater Peter (55) haben seit über einem Jahr keinen Kontakt mehr. Der Streit begann mit unterschiedlichen Vorstellungen von Annas Lebensweg: Peter wünschte sich, dass sie einen sicheren Job annimmt, Anna wollte ihren kreativen Traum verfolgen. Missverständnisse und unausgesprochene Erwartungen führten dazu, dass beide aneinander vorbeiredeten.
Hinter der Oberfläche liegen alte Verletzungen, die nie angesprochen wurden. Anna fühlt sich schon in ihren Kindheitstagen oft unverstanden und abgelehnt, Peter empfindet Annas Verhalten als respektlos. Beide vermissen sich, wissen aber nicht, wie sie die Mauer zwischen sich einreißen können.
Was passierte in der Mediation?
Gefühle sichtbar machen: In der Mediation gelingt es Anna, auszusprechen, wie sehr sie sich nach Anerkennung und Vertrauen von ihrem Vater sehnt. Peter erkennt, dass seine Sorge als Kontrolle wahrgenommen wurde.
Perspektivwechsel: Peter kann seine Rolle als Vater neu reflektieren und erkennt, dass Loslassen auch eine Form von Liebe ist. Anna versteht, dass ihre Abgrenzung für Peter wie Ablehnung wirkte. Peter erkennt, wie wichtig für Anna die kreative Arbeit ist und dass sie in ihrem Job auch schon einige Erfolge verzeichnen konnte. Peter zeigt seinen Stolz und gratuliert Anna dazu,
Verständigung ermöglichen: Beide können aussprechen, dass sie sich vermissen und eine neue Basis des Kontakts aufbauen möchten. Sie möchten sich nicht verlieren, aber sie wollen es langsam angehen.
Vereinbarung treffen: Sie verabreden einen regelmäßigen, lockeren Austausch, werden sich mindestens zwei Mal im Monat zum Mittag- oder Abendessen treffen– mit dem Ziel, Vertrauen langsam wieder aufzubauen, ohne Druck.
Fall 2:
Mutter und Sohn – Konflikt um Lebensentscheidungen
Jana (65) und ihr Sohn Max (42) streiten seit Monaten über Max’ Entscheidung, ins Ausland zu ziehen. Jana fühlt sich zurückgelassen und fürchtet, den Kontakt zu verlieren. Max hingegen wünscht sich Freiheit und eigenständige Entscheidungen. Die Auseinandersetzungen eskalieren, da beide ihre Ängste und Bedürfnisse nicht offen kommunizieren. Alte Konflikte aus der Familiengeschichte spielen ebenfalls eine Rolle, wurden aber bisher nie wirklich geklärt.
Was passierte in der Mediation?
Benennen der Ängste: Jana erkennt in der Mediation, dass hinter ihrer Kritik große Angst vor dem Alleinsein steckt. Max kann das annehmen, ohne seine Entscheidung infrage zu stellen.
Raum für Selbstbestimmung: Max formuliert klar, dass er seine Autonomie braucht, aber nicht den Kontakt zur Mutter abbrechen will. Jana versteht nun die Beweggründe, warum es für Max beruflich so wichtig ist, ins Ausland zu gehen.
Neuer Umgang miteinander: Jana und Max entwickeln gemeinsam eine neue Kommunikationsform. Sie wollen mehrmals in der Woche telefonieren und auch regelmäßig digitale Gespräche während Max’ Auslandsaufenthalt führen. Jana ist auch bereit Max im Ausland zu besuchen. Weihnachten wollen sie jedenfalls - im Ausland oder zu Hause - gemeinsam verbringen. Max versichert Jana da zu sein, sollte sie gesundheitliche Probleme bekommen.
Emotionaler Abschluss alter Themen: Ein alter familiärer Konflikt, aus der Trennungszeit der Eltern, wird im geschützten Raum ebenfalls aufgearbeitet, wodurch zusätzliche Offenheit, Verständnis und wieder Vertrauen entsteht.
Die Mediation: ein sicherer Raum - gerade auch für Familien
Mediation schafft also einen sicheren Raum, in dem beide Seiten respektvoll und gleichberechtigt ihre Sichtweisen und Gefühle äußern können. Als neutrale und allparteiliche Mediatorin begleite ich den Prozess, helfe Missverständnisse aufzulösen, Bedürfnisse offenzulegen, Wünschen und Gefühlen ausreichend Raum zu geben und letztlich gemeinsam Lösungen zu finden. Einige Vorteile der Mediation sind:
Gleichberechtigte Kommunikation: Jeder bekommt die Möglichkeit, ohne Unterbrechung zu sprechen und zuzuhören. Das nicht selten vorhandene Machtgefälle wird nicht nur ausgeglichen, sondern nach einer Mediation können Eltern und Kinder auf Augenhöhe miteinander umgehen.
Bedürfnisse klären: Hinter Ärger und Vorwürfen werden oft unerfüllte Bedürfnisse sichtbar. Oft bestehen diese Bedürfnisse seit Jahren, wurden nicht oder unverständlich kommunizier.
Verständnis fördern: Als Mediatorin gebe ich Kindern wie Eltern den Raum, die Perspektive des anderen zu verstehen. Durch verschiedene Interventionen können sich die Familienmitglieder endlich in den anderen "hineindenken und -fühlen"
Gemeinsame Lösungen finden: Statt Recht haben geht es darum, eine für beide passende Lösung zu erarbeiten. Das bedeutet nicht immer ein Nachgeben oder einen Kompromiss, vielmehr einen neuen Weg des Zusammenlebens zu finden.
Vertrauen wiederaufbauen: Schritt für Schritt kann die Beziehung gestärkt und der Kontakt erneuert und die Beziehung zueinander wieder vertrauensvoll vertieft werden.
Der Weg zur Mediation
Der Weg in die Mediation ist für viele kein leichter Schritt und doch letztlich ein sehr wichtiger Meilenstein. Ein Meilenstein hin zur Lösung!
Es gehört durchaus viel Mut dazu, seine familiären Beziehungen, Diskussionen, Streitereien und Verletzungen einer außenstehenden und fremden Person anzuvertrauen und sich zu öffnen. Daher ist es auch wichtig zu wissen, dass ich als Mediatorin zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet bin. Selbst wenn Konflikte bereits vor Gericht gelandet sind, kann ich als Mediatorin nicht als Zeugin befragt werden.
Der erste Schritt, der Schritt in die Mediation, ist der Schwerste. Bei allen weiteren können Sie sich auf meine Unterstützung - für beide Seiten - verlassen.
Kontaktieren Sie mich gerne telefonisch oder per EMail, wenn Sie Fragen haben.
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