Eltern und Mediatoren haben ähnliche Ziele, wenn es um die Lösung von Konflikten geht. Beide möchten eine sichere Umgebung schaffen, in der Konflikte konstruktiv gelöst werden können. Verständnis für die Sichtweise des anderen soll hergestellt, wertschätzende Kommunikation nachhaltig sichergestellt werden.
Die wichtigsten Methoden in einer Mediation können und sollten auch von Eltern bei der Lösung von Geschwisterkonflikten eingesetzt werden.
Schaffung einer sicheren und unterstützenden Umgebung
Mediatoren ist es wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Konfliktparteien sicher fühlen, ihre Standpunkte auszudrücken und ihre Gefühle zu äußern.
Eltern sollten sicherstellen, dass der Raum frei von Ablenkungen ist und dass Geschwister respektvoll und ohne Unterbrechungen sprechen können.
Regeln und Grenzen setzen
In einer Mediation werden wichtige Regeln vereinbart, um einen wertschätzenden und optimalen Verlauf sicherzustellen. Am wichtigsten sind Gesprächsregeln zwischen den Konfliktparteien. Mediatoren achten auf einen wertschätzenden Umgang miteinander und setzen Methoden ein, um eskalierende Situationen zwischen den Konfliktparteien aufzulösen und zu bewältigen.
Eltern können und sollten ebenso klare Regeln und Grenzen für den Umgang mit Konflikten festlegen. Diese schaffen die notwendige Struktur und helfen den Kindern, Konflikte auf eine respektvolle Weise zu lösen.
Aktives Zuhören
Eine der wichtigsten Methoden von Mediatoren ist das Aktive Zuhören. Es geht darum konzentriert zuzuhören und genau darauf zu achten, was der Gesprächspartner tatsächlich aussagen will. Mediatoren ermutigen Konfliktparteien, ihre Perspektiven und Bedürfnisse auszudrücken. Dies bedeutet, dass man sich auf das konzentriert, was die Person sagt, und versucht, ihre Perspektive zu verstehen, anstatt vorschnelle Urteile zu fällen oder zu unterbrechen.
Eltern können durch aktives Zuhören sicherstellen, dass Geschwister sich gehört und respektiert fühlen.
Fragen, Fragen, Fragen
Oft entstehen Konflikte aufgrund von Missverständnissen oder Kommunikationsproblemen. Im Methodenkoffer von Mediatoren gehören Fragen, vor allem offene Fragen, zu den wichtigsten Werkzeugen.
Eltern können Geschwistern helfen, indem sie - vor allem offene - Fragen stellen, um sicherzustellen, dass alle die Aussagen und Absichten des anderen richtig verstehen. Dies kann dazu beitragen, Missverständnisse aufzuklären und die Kommunikation zu verbessern. Offene Fragen sind alle jene Fragen, die nicht mit JA oder NEIN beantwortet werden können.
Allparteilichkeit
Vielleicht gelingt es Eltern nicht immer ganz neutral zu sein, aber allparteilich sind sie allemal. Sie wollen das Beste für jedes ihrer Kinder.
Allparteilichkeit gehört zu den grundlegenden Wertehaltungen von Mediatoren und bedeutet, keine Partei zu bevorzugen oder zu beurteilen. Sie sollten sich auf das Verständnis der Standpunkte und Interessen aller Parteien konzentrieren und sicherstellen, dass jede Partei die gleiche Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält. Durch die Wahrung ihrer Allparteilichkeit schaffen Eltern und Mediatoren Vertrauen und Offenheit im Dialog.
Win-Win Lösungen
Mediatoren unterstützen Konfliktparteien dabei, Ziele zu definieren und gemeinsame, für alle Beteiligten optimale und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.
Mediatoren fördern das Denken in Win-Win-Situationen, bei denen beide Parteien von der Lösung profitieren. Dies stärkt das Verständnis für die Bedürfnisse und Interessen des Gegenübers.
Eltern können wie Mediatoren den Prozess planen, steuern und lenken und als Streitschlichter fungieren. Bei kleineren Kindern wird es oft notwendig sein, eine geeignete Lösung vorzuschlagen und Entscheidungen zu treffen.
Bei älteren oder erwachsenen Geschwistern sollten Eltern aber wie Mediatoren fungieren: die Lösungen sollten von den Geschwistern kommen, denn sie wissen am besten über ihre Interessen und Bedürfnisse Bescheid. Das stärkt die Beziehung von Eltern und Kindern und führt zu einer tiefen Erwachsenenbeziehung.
FAZIT
Eltern sollten mediative Methoden bei Geschwisterkonflikten anwenden, da diese eine Vielzahl von Vorteilen bieten.
Mediative Methoden ermöglichen den Kindern, aktiv an der Konfliktlösung teilzunehmen und ihre eigenen Bedürfnisse und Standpunkte einzubringen. Dies fördert die Entwicklung ihrer Kommunikations- und Problemlösungsfähigkeiten.
Mediative Methoden können den Geschwistern helfen, Empathie füreinander zu entwickeln und ihre Beziehung zu stärken. Indem sie lernen, sich in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen, können sie eine tiefere Verbindung aufbauen und Konflikte auf eine respektvolle und verständnisvolle Weise lösen.
Mediative Methoden tragen dazu bei, dass Geschwisterrivalitäten reduziert werden und ein harmonischeres Familienklima entsteht. Durch die Förderung von Kooperation und Kompromissbereitschaft können Eltern dazu beitragen, dass Geschwisterkonflikte weniger eskalieren und langfristige Konflikte vermieden werden. Insgesamt sind mediative Methoden eine wertvolle Ressource für Eltern, um ihre Kinder dabei zu unterstützen, Konflikte auf konstruktive Weise zu bewältigen und eine gesunde und harmonische Beziehung zueinander aufzubauen.
Vorschau:
In meinem nächsten Blog in der Reihe "Geschwisterkonflikte" schreibe ich über (anonymisierte) Fälle aus unserer Praxis mit erwachsenen Geschwistern. Welche Konflikte sie zu uns führten & wie gemeinsame Lösungen erreicht wurden.
Comentarios